Metamorphosen - Pyramus und Thisbe

(55) Pyramus et Thisbe, iuvenum pulcherrimus alter,
alter, quas Oriens habuit, praelata puellis,
contiguas tenuere domos, ubi dicitur altam
coctilibus muris cinxisse Semiramis urbem.
(55) Pyramus und Thisbe, er der schönste Jüngling, sie den Mädchen bevorzugt, welche der Orient hatte,
bewohnen Häuser Mauer an Mauer, wo gesagt wird, dass Semiramis
die hohe Stadt mit Mauern umgab.
(59) Notitiam primosque gradus vicinia fecit;
tempore crevit amor.
(59) Die Nachbarschaft hat die Bekanntschaft und die ersten Schritte gebildet; mit der Zeit ist die Liebe gewachsen.
(60) Taedae quoque iure coissent,
sed vetuere patres.
(60) Auch hätten sie rechtmäßig geheiratet,
aber die Väter verbaten es.
(61) Quod non potuere vetare,
ex aequo captis ardebant mentibus ambo.
(61) Was sie nicht verbieten konnten,
sie brannten beiden in gleichem Maße, nachdem ihr Herz von der Liebe erfasst war.
(63) Conscius omnis abest, nutu signisque loquuntur. (63) Der Mitwisser fehlt, sie sprechen durch Nicken und Zeichen.
(64) Quoque magis tegitur, tectus magis aestuat ignis. (64) Und je mehr es verdeckt wird, desto mehr glüht das Feuer.
(65) Fissus erat tenui rima, quam duxerat olim,
cum fieret, paries domui communis utrique.
(65) Die Mauer war durch einen schmalen Riss gespalten, den Riss hatte sie ein bekommen, als sie gebaut worden war, welche die beiden Häuser gemeinsam hatten.
(67) Id vitium, nulli per saecula longa notatum,
(quid non sentit amor?) primi vidistis, amantes,
et vocis fecistis iter; tutaeque per illud
murmure blanditiae minimo transire solebant.
(67) Dieser Schaden, den durch Jahrhunderte lange keiner gekannt hat, (was die Liebe nicht fühlt?) habt ihr zuerst gesehen, ihr Liebenden,
und ihr habt der Stimme einen Weg gemacht; und die Koseworte pflegten durch kleines Gemurmel sicher durch diese hinüberzugehen.
(71) Saepe, ubi constiterant - hinc Thisbe, Pyramus illinc -
inque vices fuerat captatus anhelitus oris,
"invide" dicebant "paries, quid amantibus obstas?
(71) Oft, immer wenn sie haltgemacht hatten - hier Thisbe, von dort Pyramus - und gegenseitig der Atem des Mundes gefangen worden war, "neidische Wand" sagten sie, "was hinderst du die Liebenden?
(74) Quantum erat, ut sineres toto nos corpore iungi
aut, hoc si nimium est, vel ad oscula danda pateres?
(74) Was wäre dabei, wenn du zugelassen hättest dass wir uns mit dem ganzen Körper vereinigen, oder, wenn dies zuviel ist, dass du doch wenigstens für zu gebende Küsse offengestanden wärest.
(76) Nec sumus ingrati: tibi nos debere fatemur,
quod datus est verbis ad amicas transitus aures."
(76) Aber wir sind nicht undankbar: wir gestehen, dass wir es dir verdanken, dass den Worten ein Gang zu den befreundeten Ohren gegeben worden ist.
(78) Talia diversa nequiquam sede locuti
sub noctem dixere "vale" partique dedere
oscula quisque sua non pervenientia contra.
(78) So haben sie, von getrennten Stellen  vergeblich gesprochen,  kurz vor der Nacht gesagt "leb wohl" und haben, jeder seinem Teil, Küsse gegeben, die nicht die Gegenseite erlangen.
(81) Postera nocturnos aurora removerat ignis,
solque pruinosas radiis siccaverat herbas:
(81) Die folgende Morgenröte hat das nächtliche Feuer entfernt,
und die Sonne hatte die taunassen Pflanzen mit Strahlen trockengelegt:
(83) ad solitum coicere locum: Tum murmure parvo
multa prius questi statuunt, ut nocte silenti
fallere custodes foribusque excedere temptent,
cumque domo exierint, urbis quoque tecta relinquant,
neve sit errandum lato spatiantibus arvo,
conveniant ad busta Nini lateantque sub umbra
arboris.
sie sind bei dem gewohnten Ort zusammengekommen: Nachdem sie sich zuerst über vieles mit kleinem Gemurmel beklagt hatten, beschließen sie, dass sie versuchen mögen in der stillen Nacht die Wachen zu täuschen und aus der Tür hinauszugehen und wenn sie herausgegangen sind mögen sie auch die Häuser der Stadt zurücklassen, damit er nicht umherirrend würde sein, nachdem er umhergegangen ist, in der weiten Gegend mögen sie am Grab der Nini zusammenkommen und unter dem Schatten der Bäume verborgen sein.
(89) Arbor ibi niveis uberrima pomis,
ardua morus, erat, gelido contermina fonti.
(89) Der Baum dort, ein hoher Maulbeerbaum, war reich an schneeweißen Früchten, nahe einer kalten Quelle
(91) Pacta placent; et lux tarde discedere visa
praecipitatur aquis et aquis nox exit ab isdem.
(91) Die Abmachungen gefallen; und das spät weggehende Sonnenlicht, nachdem es gesehen worden ist, taucht in das Wasser ein und die Nacht geht aus dem selben Wasser heraus.
(93) Callida per tenebras versato cardine Thisbe
egreditur fallitque suos adopertaque vultum
pervenit ad tumultum dictaque sub arbore sedit:
(93) Die schlaue Thisbe geht, nachdem sich die Türangeln gedreht hatten, durch die Dunkelheit hinaus und täuscht die ihren und gelangt mit bedeckten Gesicht zum Grabhügel und setzt sich unter den genannten Baum:
(96) audacem faciebat amor. Venit, ecce, recenti
caede leana boum spumantes oblita rictus,
depositura sitim vicini fontis in unda.
(96) die Liebe macht sie mutig. Sieh da, die Löwin kommt mit schäumendem Maul, das noch besudelt ist vom Blut des Rindes,
um den Durst im Wasser der benachbarten Quelle abzulegen.
(99) Quam procul ad lunae radios Babylonia Thisbe
vidit et obscurum timido pede fugit in antrum,
dumque fugit, tergo velamina lapsa reliquit.
(99) Die babylonische Thisbe sah

Ars Amatoria 1, 01-38

Proöm Buch 1

(1) Si quis in hoc artem populo non novit amandi,
hoc legat et lecto carmine doctus amet.
(1) Wenn irgendeiner in diesem Volk die Kunst zu lieben nicht kennt,
so möge er dies lesen und nachdem er es gelesen hat möge er gelehrt sein zu lieben.
(3) Arte citae veloque rates remoque reguntur,
arte leves currus: arte regendus amor.
(3) Schnelle Schiffe werden durch die Kunst, Segel und Ruder gelenkt,
durch die Kunst (werden auch) die Wagen (gelenkt): durch die Kunst (muss auch) die Liebe (gelenkt werden).
(5) Curribus Automedon lentisque erat aptus habenis,
Tiphys in Haemonia puppe magister erat:
(5) Automedon war für Wägen und biegsame (langsame) Zügel geeignet,
Typhis war Meister auf dem haemonischen Achterdeck.
(7) me Venus artificem tenero praefecit Amori,
Typhis et Automedon dicar Amoris ego.
(7) mich hat Venus zum Führer der zarten Liebe betraut,
mich möge man Typhis und Automedon der Liebe nennen.
(9) Ille puerum ferus est et qui mihi saepe repugnet:
sed puer est, aetas mollis apta regi.
(9) Jener zwar ist wild und einer, der sich mir oft widersetzen möge:
aber er ist ein Junge, das Alter mild und geeignet gelenkt zu werden.
(11) Phillyrides puerum cithara perfecit Achillem
atque animos placida contudit arte feros.
(11) Phillyrides hat den Jungen Achillem mit der Laute vollendet (im Lautenspiel voll ausgebildet)
und er hat die wilden Seelen mit ruhiger Kunst zerschlagen.
(13) Qui totiens socios, totiens exterruit hostes,
creditur annosum pertimuisse senem.
(13) Von ihm, der so oft die Bundesgenossen, der so oft die Feinde sehr erschreckt hat,
wird geglaubt, dass er den bejahrten Greis gefürchtet hat.
(17) Aeacidae Chiron, ego sum praeceptor Amoris;
saevus uterque puer, natus uterque deus
(17) Ich bin Lehrer der Liebe, Chiron von Aecides;
jeder ein wilder Junge, jeder geboren von einer Göttin.
(19) Sed tamen et tauri cervix oneratur aratro,
frenaque magnanimi dente teruntur equi:
(19) Aber der Hals des Stieres wird dennoch mit einem Pflug belastet werden,
und die Zügel des stolzen Pferdes werden durch den Zahn zerrieben werden.
(21) et mihi cedet Amor,
quamvis mea vulneret arcu pectora iactatas excutiatque faces.
(21) und vor mir weicht die Liebe,
obgleich er meine Brust mit dem Borgen verletzen möge und er die Fackeln wegschleudern möge.
(23) Quo me fixit Amor, quo me violentius ussit,
hoc melior facti vulneris ultor ero.
(23) Je mehr mich Amor befestigt, je heftiger er mich in Liebesglut versetzt hat,
desto ein besserer Rächer für die gemachten Wunden werde ich sein.
(25) Non ego, Phoebe, datas a te mihi mentiar artes,
nec nos aeriae voce monemur avis,
(25) Ich werde nicht lügen, dass mir die Künste von Phoebus gegeben worden sind,
wir werden weder durch die Stimme des in der Luft fliegenden Vogel errinnert,
(27) nec mihi sunt visae Clio Cliusque sorores
servanti pecudes vallibus, Ascra, tuis.
(27) noch sind mir Clio und die Schwestern Clios
beim Hüten deiner Schafe in den Täller von Ascra erschienen.
(29) Usus opus movet hoc: vati parete perito!
Vera canam. Coeptis, mater Amoris, ades!

(29) Die Erfahrung des Gebrauches bewegt dies: gehorche dem erfahrenen Dichter!
Möge ich die Wahrheit singen. Steh mir bei den Vorhaben bei, Mutter der Liebe!

Der Aufbau des Lehrwerks

(35) Principio, quod amare velis, reperire labora,
qui nova nunc primum miles in arma venis;
(35) Zuerst arbeite (daran), zu finden was du lieben willst,
der du nun Soldat zum ersten Mal in neue Waffen kommst.
(37) proximus huic labor est placitam exorare puellam;
tertius, ut longo tempore duret amor.
(37) die nächste Arbeit ist das Mädchen, das gefällt, durch Bitten zu erweichen;
die dritte, dass die Liebe eine lange Zeit andauern möge.

Sei ein kundiger Jäger!

 

(39) Dum licet et loris passim potes ire solutis,
elige, cui dicas "tu mihi sola places".
(39) Wenn es erlaubt ist kannst du mit gelockerten Zügeln überall hingehen,
wähle aus, welcher du sagst "du allein gefällst mir".
(41) Haec tibi non tenues veniet delapsa per auras.
Quaerenda est oculis apta puella tuis.
(41) Diese wird dir nicht einfach zu dir kommen, nachdem sie durch die Lüfte herabgeglitten worden war.
Das passende Mädchen ist mit deinen Augen zu suchen.
(43) Scit bene venator, cervis ubi retia tendat,
scit bene, qua frendens valle moretur aper.
(43) Der Jäger weiß gut, wo er das Netz für die Hirschkuh ausspannen möge,
er weiß gut, wo die knirschenden Eber sich in den Tälern aufhalten mögen.
(45) Aucupibus noti frutices; qui sustinet hamos,
novit, quae multo pisce natentur aquae.
(45) Die Büsche sind dem Vogelfänger bekannt; welcher die Angeln hochhaltet,
weiß, welche Wässer von vielen Fischen beschwommen werden.
(47) Tu quoque, materiam longo qui quaeris amori,
ante frequens quo sit disce puella loco.
(47) Auch du, der du suchst das Material der langen Liebe, lerne vorher an welchem Ort das Mädchen sich aufhalten möge.

Rom ist voller bezaubender Mädchen

 

(49) Tot ibi tamque dabit fomosas Roma puellas,
"haec habet" ut dicas "quicquid in orbe fuit".
(49) Rom wird dir so viele bezaubernde Mädchen dort geben, ...
(51) Quot caelum stellas, tot habet tua Roma puellas:
mater in Aeneae constitit urbe sui.
(51) Wieviele Sterne der Himmel, soviele Mädchen hat Rom:
Venus hat sich in ihrer Stadt niedergelassen.
(53) Seu caperis primis et adhuc cresentibus annis,
ante oculus veniet vera puella tuos;
(53) Entweder wirst du in den jungen und wachsenden Jahren gefangen,
dann wird das wahre Mädchen vor deine Augen kommen.
(55) sive cupis iuvenem, iuvenes tibi mille placebunt:
cogeris voti nescius esse tui;
(55) oder du wirst begehren eine junge Frau, junge Frauen werden dir 1000 gefallen:
du wirst gezwungen werden deines Wunsches unwissend zu sein.
(57) seu te forte iuvat sera et sapientior aetas,
hoc quoque, crede mihi, plenius agmen erit.
(57) oder es erfreut dich zufällig das reiche und weisere Alter,
auch dies, glaube mir, wird allzu voll sein.

Bestes Jagdterrain: Das Theater

 

(59) Sed tu praecipue curvis venare theatris:
haec loca sunt voto fertiliora tuo.
(59) Aber du lauere besonders im gekrümmten Theater:
dieses Orte sind für deinen Wunsch ziemlich ergiebig.
(61) Illic invenies quod ames, quod ludere possis,
quoque semel tangas, quodque tenere velis.
(61) Dort wirst du finden was du lieben mögest, mit was du flirten mögest können,
und was du einmal berühren mögest, und was du halten wollen mögest.
(63) Ut redit itque frequens longum formica per agmen,
granifero solitum cum vehit ore cibum,
(63) Wie der lange Zug Ameisen häufig zurückkehrt und geht, gewohnt die Speise körnertragen im Mund zu bringen,
(65) aut ut apes saltusque suos et olentia nactae
pascua per flores et thyma summa volant.
(65) oder wie die Bienen, nachdem sie ihre Waldtäler und duftenden Weideländer erreichen, durch die Blumen und den höchsten Thymian fliegen.
(67) Sic ruit ad celebres cultissima femina ludos.
Copia iudicium saepe morata meum est.
(67) Auf diese Weise stürzt die gepflegte Frau zu den viel besuchten Spielen.
Mein Urteil ist ist oft von der Menge behindert.
(69) Spectatum veniunt, veniunt spectentur ut ipsae.
Ille locus casti damna pudoris habet.
(69) Sie kommen um zu schauen, sie kommen damit sie selbst betrachtet werden.
Jener Ort hat den Schaden des keuschen Schamgefühls.

Metamorphosen - Apoll und Daphne

 

(1) Primus amor Phoebi Daphne Peneia:
quem non fors ignara dedit, sed saeva Cupidinis ira.
(1) Die erste Liebe des Apoll ist Daphne:
dieser hat sich nicht der unbekannte Zufall gewidmet, sondern der wilde Zorn des Amors.
(3) Delius hunc nuper victo serpente superbus
viderat adducto flectentem cornua nervo.
(3) Apoll, stolz auf den neulichen Sieg gegen die Schlange,
hat diesen gesehen, der die Ende des Bogens, nachdem er die Sehne gespannt hatte, zurückbog.
(5) Quid" que tibi, lascive puer, cum fortibus armis?"
dixerat, ista decent umeros gestamina nosotros!"
(5) Und Was sind dir, herausfordender Junge, starken Waffen?"
hat er gesagt,
„diese Bewaffnung, ziemt unsere Schultern!"
(7) Filius huic Veneris Figat tuus omnia, Phoebe,
te meus arcus," ait, quantoque animalia cedunt
cuncta deo, tanto minor esta tu gloria nostra!"
(7) Der Sohn der Venus hat zu diesem gesagt:„ Möge dein Bogen alles treffen, Phoebus, der meine dich, und wie groß die ganzen Tiere zu Gott gehen, umso kleiner ist dein Ruhm als unserer!"
(24) "Da mihi perpetua, genitor carissime", dixit,
"virginitate frui; dedit hoc pater ante Dianae.
(24) Sie hat gesagt "Liebster Vater, gib mir zu genießen ewige Jungfrauenschaft"; dies hat früher der Vater Diana gegeben.
(26) Ille quidem obsequitur: "Sed te decor iste, quod optas,
esse vetat votoque tuo tua forma repugnat!"
(26) Jener gehorchte zwar: "Aber deine Schönheit verbietet, dies zu sein, was du wünscht
und deine Gestalt steht im Widerspruch zu deinem Wunsch.
(28) Phoebus amat visaeque cupit conubia Daphnes,
quodque cupit, sperat; suaque illum oracula fallunt.
(28) Phoebus liebt und begehrt die Ehe mit Daphne, nachdem er sie gesehen hatte,
was er begehrt, erhofft er; seine Göttersprüche täuschen jenen.
(30) Utque leves stipulae demptis adolentur aristis,
sic deus in flammas abiit, sic pectore toto
uritur et sterilem sperando nutrit amorem.
(30) Wie die unbedeutenden Stoppel verbrannt werden, nachdem die Äre abgenommen worden war,
so ist Gott ins Feuer weggegangen, so brennt er in der ganzen Brust
und ernährt die unfruchtbare Liebe durch Hoffnung.
(37) Si qua latent, meliora putat. Fugit ocior aura
illa levi neque ad haec revocantis verba restitit:
(37) Wenn irgendwelche verborgen sind, hält er diese für besser. Jene flieht schneller als der leichte Luftzug und sie ist auch nicht stehengeblieben auf diese Worte des Zurückrufenden:
(39) "Nympha, precor, Penei, mane! Non insequor hostis!
Nympha, mane!
(39) Nymphe, ich bitte dich, Peneische Tochter bleib! Ich folge dir nicht als Feind!
Nymphe bleib!
(40) Sic agna lupum, sic cerva leonem,
sic aquilam penna fugiunt trepidante columbae,
hostes quaeque suos!
(40) So das Lamm vor dem Wolf, so die Hirschkuh vor dem Löwen.
so fliehen die Tauben mit ängstlichem Flügel vor dem Adler,
jedes vor seinen Feinden.
(42) Amor est mihi causa sequendi! (42) Mir ist die Liebe der Grund um zu Folgen.
(43) Me miserum! No prona cadas indignave
laedi crura notent sentes et sim tibi causa doloris!
(43) Ich Unglücklicher! Du mögest den Abhang nicht hinunterfallen
und die Dornen mögen deine Beine, die unwürdig sind verletzt zu werden, nicht verkratzen,
und ich möge für dich nicht Grund des Schmerzes sein.
(45) Aspera, qua properas, loca sunt. Moderatius, oro,
curre fugamque inhibe! Moderatius insequar ipse.
(45) Die Orten, zu denen du eilst sind rau. Gemäßigter, bitte ich,
laufen und verzögere die Flucht! Mäßiger werde ich selbst folgen.
(47) Cui placeas, inquire tamen! Non incola montis,
non ego sum pastor, non hic armenta gregesque horridus observo.
(47) Frage dich dennoch, wem du gefällst! Ich bin kein Bewohner des Berges,
kein Hirte, nicht struppig bewache ich hier die Rinderherden und Kleinvieherden.
(49) Nescis, temeraria, nescis, quem fugias, ideoque fugis.
Mihi Delphica tellus et Claros et Tenedos Pataraeque regia servit.
(49) Du weißt nicht, Unbesonnne, du weißt nicht, vor wem du fliehst, und deshalb fliehst du.
Mir dient die delphische Erde und Claros und das Königshaus von Patara.
(52) Iuppiter est genitor. Per me, quod eritque fuitque
estque, patet; per me concordant carmina nervis.
(52) Juppiter ist der Vater. Durch mich steht offen, was sein wird
und gewesen ist und ist; durch mich stimmen die Gesänge mit den Saiten überein.
Juppiter ist der Vater.

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